Aus Tramstation wird Duftgarten

Einen ganz besonderen Naturpark leistet sich die Baselland Transport AG in Rodersdorf (SO). Sie hat eine monotone Tramschlaufe in einen blühenden Duftgarten umgewandelt. Es entstand ein attraktiver Begegnungsort, der nicht nur das Auge, sondern auch die Nase erfreut.

Wo Busse oder Strassenbahnen wenden, entsteht Raum. Meist sind es langweilige Warteräume; mit etwas Glück treffen die Wartenden dort auf einen architektonisch ansprechenden Unterstand. Allzuoft sind diese Räume jedoch Unorte, ohne eigenen Charakter. Einen ganz anderen Ansatz verfolgte die Baselland Transport AG mit der Umgestaltung ihrer Tramschlaufe im solothurnischen Rodersdorf: Wo früher Einheitsrasen mit einer Blautanne und etwas Cotoneaster wuchs, sollte ein Duftgarten entstehen.

Realisiert wurde eine völlig aussergewöhnliche, neue Pforte zum öffentlichen Verkehr. Vorwiegend einheimische Duftstauden und Duftgehölze wurden vom Landschaftsarchitekten Peter Steiger zu einer abwechslungsreichen Gartenanlage zusamengestellt. Steiger hat schon seine Diplomarbeit zum Thema Duftpflanzen verfasst und seither immer wieder mit diesen Pflanzen experimentiert. Auch der Duftgarten in Rodersdorf war in seiner Anfangszeit ein Experiment. Die Erfahrungen mit diesen Duftpflanzen ist beschränkt. Deshalb war von Anfang an klar, dass ausprobiert werden musste, was gut gedeiht und was sich weniger eignet.

Eingepflanzt wurden ca. 1000 Duftpflanzen. Als Unterlage diente Kalkschotter aus dem Jura. Diese weisse Unterlage bildete von Anfang an einen spannenden Kontrast zu den vielfarbigen Blüten. Damit diese Blüten direkt auf Nasenhöhe ihren Duft verströmen, wurde das Niveau der Beete teilweise auf ca. 80 Zentimeter angehoben. Oft sind es jedoch nicht nur die Blüten, die duften, sondern auch die Blätter, bei einzelnen Sträuchern sogar die Rinde, ja selbst die Wurzeln.

Am meisten Bewunderung bei den Trambenutzern erzeugt jedes Jahr der Frühlingsaspekt mit den Krokussen, Wildtulpen, Narzissen und verschiedenen anderen Frühlingsblühern. In dieser Jahreszeit zeigt sich der Naturpark von seiner schönsten Seite. Der klassische Kräutergarten mit seinen verschiedenen Minzen, dem Balsamkraut, dem Goldlack und anderen ist den Besuchern am vertrautesten und geniesst deshalb viel Wohlwollen. Sehr geschätzt werden auch die zahlreichen Sitzgelegenheiten auf den Kalkquadern inmitten von Lilien, Salbei und Wermut. Die grösste Überraschung jedoch erzeugt dieser Naturpark an lauen Sommerabenden, wenn die Nachtdufter ihre Aromen verteilen und den ganzen Platz in einen leicht süsslichen Vanille-Duft aus Nachtkerzen, Seifenkraut und anderem einhüllen.

Die grössten Probleme gab es an Stellen, wo dem Kalkschotter Humus beigemischt wurde. Diese Teile so zu pflegen, dass wirklich die Duftpflanzen gedeihen und nicht viel zuviel anderes ist eine Herausforderung. Wichtig ist es zudem, den ganzen Naturpark immer abfallfrei zu halten. Die Disziplin der Wartenden ist zwar gut, aber wenn einmal Petflaschen oder Zigarettenpackungen herumliegen, sind es sehr schnell mehr und mehr.

Insgesamt ist die Umnutzung dieser Tramschlaufe zu einem Duftgarten und Naturpark ein gelungenes Experiment. Es beweist, dass auch auf sehr kleinen Flächen attraktive Naturschauplätze geschaffen werden können.

Idee: Reto Locher, Stiftung Natur & Wirtschaft, Luzern
Konzept, Planung, Ausführung: Peter Steiger, Landschaftsarchitekt, Rodersdorf (SO)
Bauherr: Baselland Transport AG, Oberwil (BL)